do not track – Sag mir wo die Daten sind …

do not track – Informationen sammeln, auswerten, damit Geschäfte machen oder sie für andere Zwecke zu missbrauchen – das ist keine Erfindung des digitalen Zeitalters. Allerdings gab es in der Menschheitsgeschichte bisher noch nie ein solch ideales Werkzeug wie das Medium Internet, um an Informationen zu kommen. Darüberhinaus ein Werkzeug, welches in weiten Teilen völlig legal gehandhabt werden kann oder sich in rechtlichen Grauzonen bewegt, einfach weil gesetzliche Instrumentarien dazu nicht oder noch nicht bestehen.

do not track - Epidsode 1 "Morgenrituale" (Screenshot: donottrack-doc.com)

do not track – Epidsode 1 „Morgenrituale“ (Screenshot: donottrack-doc.com)

do not track – do not follow

Die Dokumentationsreihe do not track beschäftigt sich mit dem Phänomen der Informationsbeschaffung, dem „Rohöl der Moderne“. Die Macher der Reihe begegnen dem interaktiven Zuschauer mit genau denselben Methoden, wie sie die „Datensammler“ anwenden. Dabei hat jeder Teilnehmer jedoch die Möglichkeit zu sehen, wie das geht und was alles gesammelt wird und welche Rolle der Internetnutzer selbst dabei spielt. Der Nutzer gibt mehr oder weniger freiwillig Daten teils bewusst, teils unbewusst her, um im Gegenzug Informationen zu erhalten, unterhalten zu werden oder vielleicht auch kommunizieren zu können. Den Nutzer stört das in der Regel nicht und genau das ist der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Datensammlung.  Im Prinzip ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, so sehen es zumindest die Profiteure dieses „Geschäftsmodells“ im Internet.

Arte will mit do not track aufzeigen, dass in dieser Form der Datenerhebung ein sehr gefährliches Potenzial für die Gesellschaft steckt.Zu Beispiel, dass die Manipulation des Menschen als Kunde perfektioniert und ganz nebenbei ein lückenloses Profil aller direkten wie indirekten Nutzer erstellt wird.

do not track – Wer steckt dahinter?

Initiiert wird die Webserie do not track, von vier Beteiligten, die sich mit der Produktion von TV-Dokus genauso wie mit interaktiven Formen beschäftigen. Dazu gehört die 1998 gegründete Produktionsgesellschaft Upian, die hauptsächlich Formate für französischsprachige Medien entwickelt. Im Weiteren ist der National Film Board of Canada, ONF/NFB, mit seinem 2009 gegründeten Studio für neue Erzählformen daran beteiligt. Arte als dritter im Bunde ist ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender, der hauptsächlich von französischen und deutschen TV-Institutionen getragen wird und mit seiner 2008 gegründeten digitalen Sparte ARTE HD seinen Beitrag zu do not track leistet. Der Bayrische Rundfunk als weitere öffentlich-rechtliche Anstalt ist der vierte Hauptbeteiligte.

Unterstützt werden diese vier produzierenden Unternehmen von Radio Canada, ein bereits seit 1936 bestehender Sender für das französischsprachige Kanada, der mit ICI Tou.tv eine sehr beliebte Medienplattform betreibt. Ein weiterer Beteiligter ist AJ+, ein digitaler Nachrichtensender aus San Francisco und Ableger des Fernsehsenders Al Jazeera. Radio Télévision Suisse, RTS, strahlt seine Programminhalte im Internet und in der französischsprachigen Schweiz aus und unterstützt do not track ebenso.

Weitere Beteiligte und Unterstützer sind Rue89, ein Onlinemagazin, das Tribeca Filminstitut aus New York, France Inter, ein Radiosender in Frankreich, der CNC, die staatliche kanadische Filmförderungsbehörde, Giphy, eine Suchmaschine für GIFs im Internet, D.disconnect, ein Unternehmen für Sicherheits-Anwendungen im Internet, sowie die in Montreal ansässigen Eye Steel Film, eine Film-Produktionsfirma.

do not track – Die Webserie in sieben Episoden

Die Webserie Do Not Track wird in sieben Episoden 14-tägig über das Internet ausgestrahlt. Die User werden aktiv an den Inhalten beteiligt. Das wird mittels entsprechendem Tracking (Spurbildung, Nachverfolgbarkeit) aufgezeichnet, womit aufgezeigt werden kann, welche Wege und Verknüpfungen dabei entstehen und welche Werkzeuge dazu benutzt werden.

Die erste Episode wurde bereits am 14. April 2015 ausgestrahlt und erhielt den Titel „Morgenrituale“. Praktisch ein Einstieg dafür, wie der Internetnutzer schon mit dem Start des Rechners und dem einklinken ins Internet verfolgt wird und wer dabei am Handel mit den recht intimen Daten verdient.

Im zweiten Teil mit dem Titel „Breaking Ad“, ebenfalls am 14. April ins Netz gestellt, wird das Thema der Internetüberwachung durch die Datensammler und die Folgen behandelt, wenn alle Nutzer oder User dies beenden würden. Zudem wird in dieser Folge die Geschichte des Ausspähens und des Trackings behandelt und wie es zum Geschäftsmodell wurde.

„Ich „like“, also bin ich“ war und ist der Titel der dritten Episode von do not track, im Netz seit dem 28. April, die sich vorwiegend mit dem größten Social Media Netzwerk der Welt, mit Facebook, beschäftigt und wie „Likes“ und anderen Aktivitäten auf dem Netzwerk für das Online-Profiling der User genutzt wird.

Der am 12. Mai als bisher letzte Folge ausgestrahlte Teil: „Der Spion in der Tasche“ informiert über das Handy und wie es dazu genutzt wird, um weitere Daten zu sammeln und wie sich der oder die Smartphone-Nutzerin schützen kann.

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do not track – Epidsode 1 „Der Spion in ihrer Tasche“ (Screenshot: donottrack-doc.com)

Heute, am 26.05.2015, startet die 5. Episode mit der Bezeichnung „S01E06“, deren Titel mit der Veröffentlichung preisgegeben wird. 2 weitere Episoden sind noch offen. Es ist allerdings noch genug zeit auch alle alten Episoden zu betrachten, der interaktiven Serie teilzuhaben und sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen.

In jeder Folge wird der User aufgefordert, persönliche Daten preiszugeben, mit deren Hilfe die Episoden individuell gestaltet werden. Dies zeigt dem Anwender gleichzeitig, wie sich aus vermeintlich harmlosen Eingaben ein Bild des möglichen Kunden erstellen lässt, wobei do not track zeigt, das schon der Besuch einer Webseite im Internet dem Betreiber Informationen liefert. Wie etwa den Standort des Servers und damit zumindest das Heimatland wie auch den Netzbetreiber des jeweiligen Besuchers.

Transparenz

Mit do not track vermitteln die Macher der Serie ein hervorragendes Bild über das Geschäft mit den Daten und das dies keineswegs so harmlos ist, wie es scheinen mag. Dabei klären die Beteiligten nicht nur auf, sondern geben zudem Hilfestellung zu einem bewussten Umgang mit dem Internet. Die von do not track gesammelten Daten werden in der sehr umfangreichen FAQ-Liste unter „ihre Daten“ aufgezeigt. Diese Daten können jederzeit vom jeweiligen Nutzer selbst gelöscht werden oder die „Vernichtung“ erfolgt spätestens am 9. Juni 2018 mit der Beendigung des Projektes.

Die Idee

Der Regisseur Brett Gaylor hatte im Jahr 2012 die Idee zu dieser Serie, deren Umsetzung im Jahr 2013 mit den Vorarbeiten und Recherchen begann. Brett Gaylor ist seit vielen Jahren bereits im Netz und durch RiP! A Remix Manifesto bekannt. Die Serienproduktion von do not track startete 2014 und wird insgesamt 7 Episoden beinhalten.

do not track - Brett Gaylor, der Regisseur der Webserie

do not track – Brett Gaylor, der Regisseur der Webserie (Quelle: donottrack-doc.com)

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